05.10 - 12.10.2005
Allgemeine Anmerkungen:
Wenn ich im folgenden von „wir“ spreche, meine ich damit meine Mutter und mich.
Hin- und Rückflug erfolgten von Dortmund nach Prag mit „Easy-Jet-Airline“, wenn man früh genug bucht (über ½ Jahr) und am Besten in der Mitte der Woche fliegt, ist es wirklich extrem günstig!
Unsere Wohnung haben wir über www.pragtour.com gebucht, eine Duisburger Gesellschaft, die ich nur weiterempfehlen kann.
Mit Reiseführern waren wir sehr reichhaltig ausgestattet:
- Marco Polo ISBN: 3-8297-0167-5 7,95€ sehr kurz, recht unübersichtlich, eignet sich höchstens für einen Wochenendtrip
- Dumont Kunst Reiseführer ISBN: 3-7701-4303-5 25,90 € sehr ausführlich, gute Einteilung nach Stadtteilen, sehr zu empfehlen für Leute, die gerne viel lesen und historisch und kulturell sehr interessiert sind
- Messenger, Lee Könemann-Verlag ISBN: 3-8950-8881-1 nicht mehr im Handel erhältlich, kurz und knapp, gute Einteilung in die Stadtteile, sehr gut zur schnellen Einarbeitung zu gebrauchen, manchmal zu knapp. Der beiliegende Stadtplan ist recht ungenau und im verwinkelten Prag schlecht zu benutzen
- Baedeker Allianz Reiseführer ISBN: 3-8297-1044-5 15,95 € alphabetisch sortiert, informativ, nicht zu ausführlich, guter Stadtplan, eignet sich hervoragend als Kombination zu dem Reiseführer aus dem Könemann-Verlag. Als alleiniger Reiseführer auf Grund der alphabetischen Struktur der Sehenswürdigkeiten etwas schwierig.
05.10.2005 Anreise und Rundweg durch die Altstadt
Am Mittwoch-Nachmittag geht der Flug mit Easy-Jet von Dortmund aus los. Die Abwicklung der „Billig-Flug-Airline“ verläuft ohne jegliche Probleme, der Service ist gut und der Flug pünktlich auf die Minute. Für den extrem günstigen Preis kann man wirklich nicht meckern!
Nach der Ankunft am Prager Flughafen finden wir uns schnell zurecht und gelangen zur Bushaltestelle, an der die 109 in Richtung Zentrum fährt. Wir steigen an der Endhaltestelle der Metro A (in Prag verkehren drei verschiedene U-Bahn-Linien) aus und steigen in dieselbige ein.
Unsere Wohnung liegt in der Pstrossova-Straße und ist die Wohnung einer netten älteren Dame (mit rudimentären Fremdsprachenkenntnissen), die für die Zeit, in der wir dort wohnen, zu ihrem Sohn zieht.
Die Wohnung ist gemütlich, allerdings auch etwas großmütterlich eingerichtet, sehr sauber, bloß das Bad ist für deutsche Standards doch etwas gewöhnungsbedürftig. Nachdem wir ausgepackt haben, ist es bereits dunkel und wir brechen zu einem ersten Erkundungsspaziergang auf.
Unsere Wohnung liegt am süd-westlichen Rand der Neustadt nahe der Moldau und in 15 Minuten sind wir an der Karlsbrücke.
In einem kleinen Supermarkt am westlichen Ende der Karlsbrücke kaufen wir die wichtigsten Sachen ein und trinken noch in einem sehr netten, aber auch recht teuren Gartenlokal in der Kleinseite ein erstes Prager Bier.
Über die Karlsbrücke geht es wieder zurück, am Klementinum vorbei und beim Herumstreifen durch die Stadt finden wir ein nettes und gemütliches Restaurant mit einer guten Auswahl an vegetarischen Gerichten in der Skorepka-Straße. Hier kehren wir ein, wie an einigen der nächsten Tage auch.
Nach dem guten Essen kehren wir in die Wohnung zurück und bereiten uns noch etwas auf die nächsten Tage vor.
06.10.2005 Neustadt
Nach einem gemütlichen, aber nicht ausgiebigen Frühstück wollen wir die Neustadt (Nové Mesto) erkunden. Dieser Teil von Prag schließt sich direkt im Süd-Osten an die Altstadt an und wurde 1348 von Karl IV. gegründet. Sie ist das wirtschaftliche Zentrum Prags und nicht nur viele Banken und Geschäfte, sondern auch reichliche Bars und Restaurants buhlen um den Geschmack des Publikums.
Wir beginnen den Rundweg am Wenzelsplatz. Der groß angelegte Platz wurde - wie auch der Rest der Neustadt - im 19. Jahrhundert stark umgebaut und viele Häuser des Jugendstils und der Moderne sind hier zu finden. Am südlichen Ende des Wenzelplatzes liegt das Nationalmuseum, ein prächtiger Bau, über dem am frühen Morgen leider die Sonne steht, ungünstig für die Fotografie. Wir lassen das Nationalmuseum links liegen und wandern durch den östlichen Teil der Neustadt zum „Botanischen Garten“, der klein in Stufen sich an einen Hügelhang schmiegt und zum Verweilen einlädt.
Nach einer kleinen Ruhepause besuchen wir das Emmaus-Kloster, welches eine sehr schöne Kirche besitzt. Genau gegenüber dem Kloster liegt die Kirche St. Nepomuk auf dem Felsen, die aber leider geschlossen ist.
Über den Karlsplatz gelangen wir zur St. Ignatius-Kirche, die aber ebenfalls geschlossen ist (Mittagspause von 12-15:30). Weiter am weitläufigen Karlsplatz entlang führt uns die Straße zum Neustädter Rathaus, an dem der erste Prager-Fenstersturz stattfand. Nachdem wir wieder in die Nähe des Wenzelplatzes gelangt sind, müssen wir eine kleine Gasse durch die Häuser finden, um in den Innenhof der Maria-Schnee-Kirche zu gelangen. Direkt daneben liegt ein kleiner Innenhof, der beim Bau der Kirche als Kräutergarten der Mönche gedacht war.
Am Wenzelplatz machen wir eine Pause im „Enzo-Café“, das – welch Wunder – ganz im Ferrari-Style gehalten ist. Von hier geht es über das prächtige Repräsentationshaus und die Jakobuskirche zum Altstädter-Ring.
Der große Platz in der Altstadt wird von herrlichen Häusern gesäumt, an der einen Seite thronen hinter der Häuserfront die prächtigen Türme der Teyn-Kirche, auf der anderen Seite liegt die Nikolaus-Kirche und das Altstädter-Rathaus, dessen astronomische Uhr leider eingerüstet ist. An einer der Längsseiten des Platzes steht das „Jan-Hus-Denkmal“, welches uns aber nicht überzeugen kann.
Da der Tag noch nicht so weit fortgeschritten ist, wollen wir uns das alte Judenviertel („Josefov“) anschauen. Wir gehen an Kafkas Geburtshaus vorbei (bzw. an dem Haus, das heutzutage an der Stelle des Geburtshauses steht) und gelangen zur Alt-Neu-Synagoge, der ältesten, heute noch genutzten Synagoge Europas aus dem Jahre 1270. Der Innenraum ist sehr karg und schlicht, es ist eher historisch interessant, vor allem, da der Sitz des Rabbi Löw zu besichtigen ist, der Rabbi, der den Golem erschaffen haben soll und um den sich so einige Sagen im alten Judenviertel ranken.
Den alten jüdischen Friedhof besichtigen wir heute aber nicht, da man leider nur eine (10,- € teure) Kombikarte kaufen kann, die alle Synagogen (mit Ausnahme der Alt-Neu-Synagoge, die extra kostet) und den Friedhof einschließt, aber nur für einen Tag bis 18 Uhr gilt. Da es bereits 16 Uhr ist, beschließen wir lieber den Besuch des Viertels an einem anderen Tag zu wiederholen.
Nach einem Bier in einer gemütlichen Einheimischenkneipe nahe der Moldau gelangen wir über das Moldauufer zur Karlsbrücke und gehen ins Klementinum, welches einen wunderschönen Bibiothekssaal haben soll. Wir erreichen die Kasse um kurz nach fünf, die Besichtigung findet aber immer nur zur vollen Stunde statt, also verschieben wir auch diese Besichtigung auf einen anderen Tag. Zum Entspannen schließen wir einfach einen gemütlichen Schaufensterbummel durch die Altstadt an, sehen die St. Gallus-Kirche von außen und beschauen uns am Wenzelsplatz noch die ein oder andere der weit in die Häuserzeilen reichenden Geschäftspassagen. Ein gutes Essen in der Skorepka schließt den heutigen Tag.
07.10.2005 Hradschin (Burgberg; Hrad = Burg)
Als erstes besuchen wir heute das an der Moldau gelegene wohl umstrittenste moderne Bauwerk in Prag. Die beiden Häuser des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry schmiegen sich wie zwei Tänzer aneinander und werden daher nach dem Filmtanzpaar Ginger&Fred genannt.
Von hier wandern wir mit ständigem schönen Blick auf den Burgberg am Moldauufer zur Karlsbrücke. Die Sonne lacht wie auch schon die ersten beiden Tage und der stahlblaue Himmel lässt das Herz eines jeden Reisenden höher schlagen. Auf der Karlsbrücke schauen wir uns ausführlich die 31 Statuen an und wandern dann durch die Kleinseite langsam den Berg hinauf gen Burg. Von oben genießen wir den schönen Ausblick auf Prag und gehen dann langsam durch den ersten Innenhof in die Burg hinein. Hier gönnen wir uns in dem Ticket-Shop die höchste Karte für 10,- Euro, mit der man alle zugänglichen Bestandteile der Burg erkunden kann. Ohne eine Karte sieht man nur die Innenhöfe und einen kleinen Teil des St. Veits-Doms.
Beliebt sind in Prag sogenannte Fotolizenzen, natürlich muss ich die auch noch haben! Der St. Veits-Dom nimmt einige Zeit in Anspruch, der begeisternde große Kirchenbau mit dem pompösen Hochgrab des Heiligen Nepomuks und wunderschönen Seitenkapellen lohnt wirklich eine ausführliche Besichtigung.
Ich steige auch noch auf den südlichen Turm, ein herrlicher Rundblick über Prag belohnt mich für die Plackerei mit ca. 270 engen Wendeltreppenstufen. Der Königspalast mit der kleinen und hübschen Kapelle, die St. Georgs-Basilika und das Goldene Gässchen sind ebenfalls sehr lohnende Teile der Burg. Das Goldene Gässchen schmiegt sich mit seinen zierlichen Wohnhäusern dicht an die dicke Wehrmauer der Burg, früher wohnten hier die Goldgießer der Stadt. Am anderen Ende der Burg verlassen wir die schützenden Wände wieder um an der Außenseite durch die „Königlichen Gärten“ zu gehen, die immer wieder den Blick auf Prag freigeben.
An der Treppe, die auf den Hradschin heraufführt, liegt ein kleines, recht gemütliches Café, dessen Bedienung leider auch der Prager Unsitte fröhnt und die potentiellen Gäste bereits vor der Tür anspricht. Trotzdem genießen wir zwei gute Cappuccinos und ich einen sehr leckeren Apfelstrudel im Mystic-Café.
Über den Hradschin wandern wir jetzt zum Kloster Strahov, in dem wir den Sommer- und Winterkonvent, die Kirche und die beiden prächtigen Bibliothekssäle (theologischer und pilosophischer Saal) besichtigen.. Das Klosterrestaurant schenkt das vorzügliche dunkle Svaty Norbert, ein selbstgebrautes Bier aus, und lädt mit langen rustikalen Holztischen zum Ausruhen ein.
Da wir auf dem Hradschin im Maly Buddha essen gehen wollen, unser Tisch aber erst auf 18 Uhr reserviert ist, müssen wir noch eine kurze Unterkunft finden, unsere Beine sind für weitere Unternehmungen zu schwer.
Im Mystic-Café fragen wir auf Grund einer fehlenden Preistafel nach dem Bierpreis. Auf der Terasse sitzt eine Gruppe eindeutig schon recht fröhlicher Deutscher, die gleich lauthals bekunden, dass sie das auch mal interessieren würde. Daraufhin bittet uns die gut deutsch sprechende Kellnerin rein und fragt uns „vertraulich“, was wir denn bereit wären auszugeben. Wir einigen uns auf 40,- Kronen für 0,5, das entspricht ca. 1,33 € und ist für die Gegend in Prag angemessen, wenn man es auch billiger bekommen kann. Wir wüssten nur zu gerne, was die deutsche Gruppe bezahlt hat.
Das Maly Buddha ist ein sehr gutes vietnamesisches Restaurant, welches auch eine Menge an guten vegetarischen (auch veganen) Gerichten anbietet. Eine wunderschöne Innendekoration und der dezente Geruch von Räucherstäbchen bilden ein gemütliches ruhiges Ambiente
.Mit einer guten Suppe, einem reichhaltigen Essen (incl. Reis), Bier bzw. Wein und einem Pflaumenschnaps als Digestiv bezahlen wir zu zweit 600 Kronen, was ca. 20 Euro sind. Auf dem Rückweg über die Kleinseite und die Karlsbrücke bieten sich uns wunderschöne Ausblicke auf das beleuchtete Kloster Strahov und die angestrahlte Burg.
08.10.2005 Karlstein
Am Wochenende wollen wir auf Grund der zunehmenden Touristenmassen (zu allem Überfluss ist ein WM-Qualifikationsspiel Niederlande-Tschechien) aus der Prager Altstadt heraus. Daher nehmen wir die Metro vom Karlsplatz zum Smichovzke-Nadradzi, einem der Prager-Bahnhöfe. Von dort gelangen wir für 100 Kronen (3,30 € 2 Personen Hin- + Rückfahrt) mit dem Zug innerhalb von knappen 40 Minuten nach Karlstein, einem kleinen böhmischen Dorf, welches von einer wunderschönen Burganlage überragt wird.
Da diese Burg ein beliebter Reisepunkt ist (unter anderem bieten viele Reiseveranstalter überteuerte Bustouren von Prag aus an), ist die Straße durch den Ort zur Burg empor gesäumt von bunten Läden mit typischen Reisemitbringseln. Am Anfang der Straße liegt ein kleiner, schöner Friedhof mit dazugehöriger, leider abgeschlossener Kapelle. Die Führung durch die Burg wird in Englisch gehalten. Den großen Turm der Burg kann man allerdings nur nach Voranmeldung besichtigen, hier befinden sich sehr erhaltungswürdige Kunstgegenstände, die eine spezielle Luftfeuchtigkeit und Temperatur benötigen. Aus diesem Grund sind nur 25 Personen pro Stunde erlaubt, zu denen wir natürlich nicht zählen. Aber auch der erste Teil der Führung ist sehr interessant und man erfährt viel über die böhmische Geschichte. Vor der Burg essen wir einen kleinen Snack im U Karla IV und fahren dann mit dem Zug zurück. Am Karlsplatz kaufen wir noch ein und nach einer kleinen Ruhepause in unserer Ferienwohnung gehen wir zum Essen ins Skorepka, wo auch eine recht laute Gruppe von holländischen Fans speist. Dazu müssen wir bemerken, dass am Wochenende hier ein nicht unerhebliches Bedienungsgeld auf die Rechnung geschlagen wird, weshalb wir uns den Besuch am Sonntag wohl ersparen werden.
Auf dem Weg in unsere Wohnung war uns schon in den Tagen zuvor die „Kleine Bretagne“ aufgefallen, eine gemütliche kleine Kneipe, in der der Wein in Tontassen serviert wird. Hier kehren wir noch kurz ein und beenden dann den Tag mit der üblichen Reiseführerstudie für den nächsten Tag.
09.10.2005 Vysehrad
Für den heutigen Sonntag, der seinem Namen alle Ehre macht, haben wir nur ein kleines entspanntes Programm. Wir schlafen erst länger und ich mache in aller Ruhe ein paar Erinnerungsfotos von der Wohnung. Dann brechen wir zu Fuß in den Süden Prags auf, wo an der östlichen Seite der Moldau eine alte Burganlage auf einer Erhebung thront, der Vysehrad. Der Legende nach soll hier die erste menschliche Besiedlung Prags stattgefunden haben, Ausgrabungen sprechen jedoch gegen diese Sage.
Durch das Ziegeltor treten wir unter der mächtigen Schutzmauer hindurch und klettern auch gleich über eine Treppe auf dieselbige. Von hier offenbart sich uns ein gigantischer Blick über das sonntägliche Prag; der Hradschin und der Petrinhügel der Kleinseite liegen in Sonnenlicht gebadet vor uns, die Neustadt streckt ihre zahlreichen Kirchentürme in den stahlblauen Himmel und im Osten erstrecken sich moderne Hotelgebäude und das Messegelände. Über die Befestigungsmauer wandern wir fast einmal um den Vysehrad herum, an der Martins Rotunde vorbei, die leider geschlossen ist und das älteste noch erhaltene Gebäude auf dem Vysehrad ist. An der zur Moldau hin gewandten Seite gelangen wir zur St. Peter und Paul-Kirche, die aber zwischen 12 und 13 Uhr geschlossen ist, also lassen wir sie erst links liegen und gelangen zum angrenzenden Ehrenfriedhof, der mit prächtigen Statuen und großen Grabkomplexen die Männer und Frauen ehrt, die sich um Prag und Tschechien verdient gemacht haben. Unter anderem ist hier auch das Grab des Komponisten Dvorák.
Nach einem ausführlichen Rundgang über den nicht allzu großen, aber sehr sehenswerten Friedhof besuchen wir die gotische St.Peter und Paul-Kirche, die allerdings eine neugotische Front trägt. Im Inneren ist sie verschwenderisch und trotzdem geschmack- und stilsicher dekoriert, sie strahlt eine feierliche, friedliche Atmosphäre aus. Der gemischte Stil der Kirche wird durch Wandmalereien im Jugendstil noch unterstrichen.
Um 14 Uhr besuchen wir eine Führung durch die Kasematten (Wehrgänge in der Befestigungsmauer), die aber niemals für einen kriegerische Auseinandersetzung benutzt wurden. Der Weg durch die Kasematten ist recht kurz und endet in einer großen Versammlungshalle, in der sechs Originalstatuen des Karls-Brücke stehen, die zum Schutz vor Verwitterung hier aufbewahrt werden.
Auf dem Rückweg zur Moldau hinab machen wir halt im Marinero, einem kleinen Restaurant um uns etwas zu erfrischen. Hier gibt es 0,5 Bier bereits für 18 Kronen (~60 Cent), die Preisunterschiede innerhalb Prags sind wirklich erstaunlich.
Über die Moldau führt auf Höhe des Vysehrads eine Eisenbahnbrücke, die zum Glück auch einen Fußgängerweg hat, da von der anderen Moldauseite aus der sonnenbeschienene Vysehrad ein reizvolles Fotomotiv bildet.
An der Moldau wandern wir jetzt gemütlich bis hinter die Karlsbrücke, wo ein Schiff als Lokal umgebaut auf dem Wasser ruht. Von hier bewundern wir den herrlichen Sonnenuntergang hinter dem Hradschin und dem Petrinhügel, ein stimmungsvolles Bild. Direkt an der Karlsbrücke in einer typischen Touristenzone lockt die Pizzeria Capri mit einem herrlichen Blick auf die Moldau, die Karlsbrücke und den Hradschin. Zuerst sind wir (wie sicher so viele) etwas skeptisch ob der Qualität und der Preise, doch beides ist voll und ganz in Ordnung, die Pizza und die Pasta sehr lecker und sicher gibt es günstigere Pizzerien in Prag, aber im Vergleich zu Deutschland ist es immer noch günstig und ganz sicher kein Touristennepp, insgesamt ist die Pizzeria sehr zu empfehlen!
An der nächtlichen Moldau geht es zurück in unsere Wohnung.
10.10.2005 Josefov und Klementinum
Heute wollen wir uns noch einmal ausführlich das alte Judenviertel anschauen. An der Moldau entlang gehen wir langsam zum alten jüdischen Friedhof, die Sonne scheint durch die Bäume und sprenkelt die dicht an dicht stehenden Grabsteine mit einem stimmungsvollen Licht. Ein paar der Grabsteine sind besonders markiert, hier liegen berühmte jüdische Persönlichkeiten, wie z.B. der Rabbi Löw.
In der Eintrittskarte sind die Zeremonienhalle, die Pinkassynagoge, die Maiselsynagoge, die spanische Synagoge und die Klaussynagoge enthalten und die Ausstellungen in den einzelnen Synagogen bauen auch aufeinander auf. So beinhalten sie ein Thema zu „Krankheit und Sterben im Judentum“, eines über die festlichen Rituale und das Feiern des Sabbath, und schließlich gibt es zwei geschichtliche Abrisse über die Entwicklung des Judentums in Prag. Die Synagogen an sich sind sehr unterschiedlich gestaltet, die meisten eher sehr schlicht, die spanische Synagoge dagegen reich an Verzierungen und Deckengemälden. Direkt neben der Alt-Neu-Synagoge steht das neue jüdische Rathaus mit zwei Turmuhren, eine davon ist mit hebräischen Ziffern versehen und bewegt sich entsprechend der Leserichtung des Hebräischen gegen den Uhrzeigersinn.
Nach diesem kulturellen Overkill kehren wir in das stillvolle Nostress-Café ein und genießen einen sehr guten Cappuccino.
Danach geht es weiter zum St. Agnes-Konvent, welches aber Montags Ruhetag hat. An der Moldau entlang hetzen wir nun etwas in Richtung Klementinum, da wir unbedingt die Führung um 14 Uhr bekommen wollen. Dies gelingt uns auch knapp und die sehr unterhaltsam dargebotene Führung wird in eher schlecht verständlichem Englisch dargeboten. Sie führt uns erst zum herrlichen, überreich verzierten Bibiothekssaal, leider ist hier das Fotografieren verboten. Dann klettern wir den astronomischen Turm empor, auf einer Ebene stehen verschiedene alte Vorkehrungen der Himmelsbeobachtung, die auch erläutert werden. Auf dem Turm stehend befindet man sich in etwa auf der Höhe auch der anderen Kirchentürme der Altstadt (Teynkirche, Nikolauskirche, Turm des Altstädter-Rathaus etc.) und dies lädt zu zahlreichen Fotos ein.
Die Führung dauert eine knappe Stunde. Danach schlendern wir noch durch die Altstadt, zahlreiche Kirchen (St. Julius, St. Martin in der Mauer, Bethlehem-Kapelle) laden immer wieder zur Besichtigung ein, auch wenn einige geschlossen sind. An der Bethlehem-Kapelle liegt ein schattiger Biergarten, hier machen wir Rast. Nun geht es über den Altstädter-Ring in die Skorepka zum Essen. Schließlich kaufen wir noch schnell bei Tesco ein paar Lebensmittel ein und beenden den heutigen Tag.
11.10 Kleinseite (Mala strana)
Der letzte vollständige Tag liegt vor uns und ein letztes Mal haben wir noch volles Programm, die Kleinseite, also das westliche Moldauufer will von uns erkundet werden. Wir überqueren die Moldau an der Jiraskuv-Brücke und gelangen schnell zum Kinsky-Platz, der das südliche Ende der Kleinseite darstellt. Hier beginnen wir mit der Erklimmung des Petrinhügels. Eine große Wiese, mit alten Bäumen gesäumt, leitet uns zum Kinsky-Lustschloss, dessen Name mehr verspricht, als das Schloss hält.
Oberhalb des Gebäudes ist ein künstlicher Wasserfall angelegt, der einen schönen Kontrast zum sonstigen Straßenlärm der Metropole bildet. Oberhalb des Wasserfalls auf einer Lichtung steht die interessante, dreitürmige aber leider etwas verkommende St. Michael-Kapelle, die auch nicht von innen zu besichtigen ist.
An dem Hungerwall entlang geht es den Berg empor.
Die Hungermauer wurde im 14. Jahrhundert als Befestigungsanlage von Karl IV. errichtet. Sie erhielt ihren Namen, da zu dieser Zeit eine große Hungersnot grassierte und die Bauarbeiter als Lohn Nahrungsmittel aus den Vorratskammern des Königs erhielten.
Plötzlich hört der Berg auf und wir stehen vor großen Betonbauten, ein hässliches Wohngebiet nahe des großen Stadions Prags. Wir sind zuweit westlich gelandet und wandern am Rand der Gebäude in Richtung Eiffeltürmchen. Wir kommen an einem Observatorium vorbei und an einem großflächig angelegten Rosengarten, die meisten Blüten sind zwar schon zerfallen, aber hier und da leuchtet noch eine prachtvolle Knospe oder Blüte durch die Rosenblätter.
Durch den Rosengarten gelangen wir zum Eiffeltürmchen, einem verkleinerten Nachbau des Originals. Ich klettere auf die Aussichtsplattform und habe so einen tollen Blick auf Prag, vor allem Kloster Strahov und der Hradschin liegen wunderschön vor einem, einen guten Blick hat man auch auf die deutsche Botschaft.
Neben dem Eiffeltürmchen liegt ein kleines aber nettes Spiegelkabinett, erst ein Irrgarten aus Spiegeln, dann ein Zimmer mit verschiedenen Zerrspiegeln. Gegenüber dem Spiegelkabinettt liegt in der Hungermauer die barocke Kirche St. Laurentius aus dem 18 Jahrhundert, die allerdings leider ebenfalls geschlossen ist. Da die Zahnradbahn, die in die Stadt herunterführt, wegen Wartungsarbeiten geschlossen ist, gehen wir über den Hügelrücken zum Strahov-Kloster und werden mit weiteren tollen Rundblicken über die Stadt belohnt. In dem bereits bekannten Klosterrestaurant stärken wir uns mit einem sehr guten griechischen Salat und besuchen danach die Loreto.
Der Nachbau des italienischen Heiligtums liegt auf dem Hradschin gegenüber dem mächtigen Palais Cernín. Im Loreto selber lohnen die Casa Santa (der Nachbau des angeblichen Wohnsitzes der heiligen Familie), die Geburt-Christi-Kirche und die Schatzkammer.
Jetzt gehen wir den Hradschin herunter zum Kleinseitner-Ring, auf dem die Niklas-Kirche der Architekten Dientzenhofer steht. Vater und Sohn haben in Prag viele barocke Gebäude erbaut oder umgestaltet und an jeder Ecke trifft man auf ihre Namen. Die Niklas-Kirche (auf dem Platz davor steht die Pestsäule mit der Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit) hat den größten Kuppelbau Prags und lohnt einen Besuch.
Das Wallenstein-Palais beherbergt mittlerweile den Tschechischen Senat und ist daher nur am Wochenende zu besuchen, ein Rundgang um das Gelände lohnt aber, um einen Eindruck des Ausmaßes dieses Gebäudekomplexes zu bekommen. An der der Moldau zugewandten Seite befindet sich der Eingang zu den prächtigen Wallenstein-Gärten, die zur Rast in der Sonne einladen.
Über die St. Josef-Kirche gelangen wir in die Kampa, der kleine Bereich der Kleinseite, der zwischen dem Teufelsbach und der Moldau liegt. Der Teufelsbach ist ein künstlicher kleiner Seitenarm der Moldau, der zum Antrieb von Mühlrädern verwendet wurde. Nach dem Besuch einer der vielen schönen Biergärten in der Kampa besuchen wir noch kurz die John-Lennon-Mauer, das Symbol für den antikommunistischen Widerstand in Prag, mittlerweile leider nur noch ein Abklatsch ihrer selbst. Für den letzten Abend genießen wir noch einmal den Blick auf den Hradschin aus den Fenstern der Pizzeria Capri und gehen dann langsam an der Moldau nach Hause.
Wir packen unsere sieben Sachen zusammen und da es unser letzter Abend ist, wollen wir noch etwas die Kneipen der Umgebung erkunden. Die Pstrossova-Straße liegt in einem eher alternativen Viertel Prags, viele kleine gemütliche Kneipen liegen in den hohen Häuserfronten. Eine ist eine Mischung aus Bücherei und Kneipe, an den Wänden stehen große Bücherregale vollgestopft mit für uns leider unlesbaren Büchern und das junge Publikum ist deutlich der alternativen Ecke zuzuordnen, ein süßlicher Geruch liegt in der Luft. Auch die „Kleine Bretagne“ will noch einmal besucht werden und eine dritte Bar, die uns aber nicht ganz so zusagt. Damit wir am anderen Morgen nicht zu k.o. sind, belassen wir es dann auch dabei und beenden den Tag.
12.10.2005 Neuer jüdischer Friedhof und Heimreise
Da der Flug erst am späten Nachmittag geht, haben wir bis 14 Uhr noch Zeit. Wir laufen zum Karlsplatz und besuchen die St. Ignatius-Kirche, die als eine der prächtigsten Barockkirchen Prags gilt, uns aber nicht so überzeugen kann. Die Straße führt uns dann zur Kirche St. Ludmilla und hier steigen wir in die Metro zum „Neuen jüdischen Friedhof“ ein, der im östlichen Teil der Stadt liegt und sehr weitläufig ist. Kafkas Grab ist eher unspektakulär aber beliebter Besuchspunkt deutscher Schulklassen. Mit der Metro geht es noch einmal zum Wenzelsplatz und ein letzter Latte Machiatto in der Skorepka beschließt unseren Pragaufenthalt. Noch ein letzter Moldauspaziergang mit Blick auf Petrinhügel und Hradschin, dann müssen wir zurück nach Dortmund.
Der Heimflug und auch die anschließende Heimfahrt klappen problemlos, ein herrlicher Urlaub ist zu Ende.